Griechenland

Die griechische Kolonisation
Von 800 bis 500 v. Chr. entstanden viele griechische Pflanzstädte vom Schwarzen Meer über manche Strecken der Mittelmeerküsten bis nach Spanien. Unteritalien wurde zu «Grossgriechenland». Bis zu ihrem Erstarken blieben die Tochterstädte von ihren Mutterstädten in Griechenland abhängig. Danach aber entwickelten sie sich selbständig und verbreiteten damit die Idee der freien Polis.
Zur gleichen Zeit entstanden die ersten Münzen, damals nummus genannt. Die ersten ausgegebenen Münzen waren von hohem Wert. Die Standardmünze war der Stater aus Elektron, ein Gemisch aus Gold und Silber. Die Münzen waren Tauschmittel unter vielen anderen, aber sie setzten eine Norm. Die Norm erlaubte Vergleiche beim sozialen und wirtschaftlichen Austausch ebenso wie in der Philosophie.

Ionien, Milet, Stater, ca. 560 v. Chr.
Ionien, Milet, Stater, ca. 560 v. Chr.
Kriegsverläufe sind heute nicht mehr von grossem Interesse. Die Zurückhaltung darf aber nicht die Perserkriege betreffen, weil diese nun einmal einzigartig weichenstellend die Zukunft bestimmten; Europa, physisch ausgefranster Zipfel der asiatischen Landmasse, konnte dadurch ein besonderer Kontinent werden.
Fast unglaublich mutet es an, dass Alexander, als König des kleinen Makedoniens und unerwünschter Feldherr der Griechen, das riesige Perserreich zu erobern vermochte. Er siegte dank unerhört überraschender Taktik, trotz den aussichtslos scheinenden Schlachten von Issos (333 v. Chr.), Arbela und Gaugamela (331 v. Chr.). Dank der gewaltigen Marschleistung seiner Makedonen (oft 60 Kilometer pro Tag) konnte er den Grosskönig Darius III. in nützlicher Frist bis in die Gebirge von Baktrien (Afghanistan) verfolgen und beerben.

Sardis (Lydien), Stater, Gold (8,08 g), nach 550 v. Chr.
Sardis (Lydien), Stater, Gold (8,08 g), nach 550 v. Chr.
Mitte 6. Jahrhundert v. Chr. führte König Krösus eine Münzreform durch und ersetzte die alten Elektronmünzen durch ein bimetallisches Nominalsystem. Darin standen zum ersten Mal in der Geschichte Münzen aus Gold und Silber in einem festen Verhältnis zueinander. Die neue Währung basierte auf dem Goldstater zu etwa 8 g, der 10 Silberstateren entsprach. Der Stater wurde in unterschiedlichen Teilstücken ausgeprägt.

Die Drachme von Athen wurde zu einer der beliebtesten Handelsmünzen der klassischen Antike – ihr Gewichtsstandard breitete sich im ganzen Mittelmeerbecken aus. Zahlreiche Münzherren ahmten sie nach, ehe die Drachmen Alexanders des Grossen die athenische Drachme ablöste.
Die Drachme von Athen wurde zu einer der beliebtesten Handelsmünzen der klassischen Antike – ihr Gewichtsstandard breitete sich im ganzen Mittelmeerbecken aus. Zahlreiche Münzherren ahmten sie nach, ehe die Drachmen Alexanders des Grossen die athenische Drachme ablöste.

Diese Tetradrachme entstand unter der Verwaltung von Ptolemaios I. (323-318) nach dem Tode Alexanders des Grossen im Jahr 323 v. Chr. Sie zeigt eines der schönsten, wirklich lebensnahen Porträts von Alexander und markiert damit einen wichtigen Wendepunkt, sowohl in der Geschichte der Münzprägung, als auch der Kunst und der Politik: Ein echtes, mit individuellen Zügen versehenes menschliches Porträt war im Westen bis dahin undenkbar gewesen.
Diese Tetradrachme entstand unter der Verwaltung von Ptolemaios I. (323-318) nach dem Tode Alexanders des Grossen im Jahr 323 v. Chr. Sie zeigt eines der schönsten, wirklich lebensnahen Porträts von Alexander und markiert damit einen wichtigen Wendepunkt, sowohl in der Geschichte der Münzprägung, als auch der Kunst und der Politik: Ein echtes, mit individuellen Zügen versehenes menschliches Porträt war im Westen bis dahin undenkbar gewesen.
Hier eine kleine Sammlung der schönsten Münzen:
Heute gelten Münzen ausnahmslos als Geld, und niemand stellt sich die Frage, ob sie je etwas anderes gewesen sein könnten. Die Münze erscheint uns heute geradezu als der Inbegriff von Geld, als seine natürliche Form. Trotzdem, Münzen waren damals kein Geld. Die Griechen bezeichneten Münzen als nummus, was am besten mit Norm zu übersetzen ist. So wie Gewichtsnormen schon bei den Babyloniern bestanden haben. Die Griechen bezeichneten Münzen auch als nomisma, gr. das Gesetzte, das Festgelegte. Man wählte das Gewicht einer Drachme (ca. 3 1/2 Gramm Silber) als eine Grundnorm.
Die Gesellschaftsstruktur
Die Selbstversorgung stand im Mittelpunkt. Die Bauern tauschten für lebensnotwendige Dinge, besonders Lebensmittel und Textilien, die der Haushalt nicht herstellen konnte.
Die Polis, der Stadtstaat, war das Vaterland der Griechen. Durch das Bevölkerungswachstum wurden viele neue unabhängige Städte gegründet rund um das Mittelmeer und das Schwarze Meer. Die einzelnen Staaten fühlten sich untereinander verbunden durch die gemeinsame Sprache, die Literatur und Epen und die Götterreligion. Man verstand sich als gemeinsamer Kulturraum und feierte Feste in Delphi und Olympia.
Kleinmünzen wurden im Handel verwendet, die abgebildeten Tetradrachmen eher für staatliche Leistungen wie für Söldner, als Aufbewahrungsmittel oder einfach als Rechnungseinheit. Unser Wort Geld kommt von entgelten bei einem Handel oder vergelten bei Wiedergutmachung, was der damaligen Bedeutung von Münzen näher kommt. Damals bestanden z.T. Märkte, aber noch kein Markt.
Antikes Griechenland erklärt (Video von musstewissen)
Musstewissen hat ein Video zusammengestellt mit sieben wichtigen Fakten zum alten Griechenland: die Polis, die Sprache, der gemeinsame Kulturraum, die wichtige griechische Kolonisation, Sparta und Athen. Die griechischen Münzen gelten als die schönsten in der ganzen Kulturgeschichte.
Was sagte Aristoteles über den Gebrauch von Münzen?
Aristoteles, Philosoph, Athen, Mitte 4. Jahrhundert. Er gilt als berühmtester erster Theoretiker des Geldes. Für uns wichtig sind seine Bücher über Ethik (Nikomaische) und Politika über den Staat. Im Buch der Ethik geht es um Gerechtigkeit, um die Mitte des richtigen Masses.
Bei Verteilung in einer Gemeinschaft und Tausch brauche es Ausgleich, und ein gerechter Ausgleich müsse die Ungleichheit der Beteiligten berücksichtigen. Wenn diese Art von Proportion beim Ausgleich beachtet werde, verwirkliche man Vergeltung und Gegenleistung, und dies sei die Grundlage der Polis, der griechischen Gemeinschaft. Es sind, wie Aristoteles darstellt, unbedingt vier Größen zu berücksichtigen, wenn es um gerechten Ausgleich geht: nicht nur die zwei getauschten Güter, sondern auch die beiden Tauschenden selbst. Denn für die Gesellschaft sind die Einzelnen ungleich, haben unterschiedliche Bedeutung.
Was nach Gleichheit und Proportion getauscht wird, muss irgendwie vergleichbar sein und Münzen sind dafür da, diese Vergleichbarkeit zu leisten, so schreibt Aristoteles. Er bestimmt das Eine, das alle Dinge vergleichbar mache, nicht als Wert oder in Zahlen Berechenbares, sondern als Bedürfnis. Aristoteles denkt nicht daran anzugeben, wie sich der Wert von etwas berechnet, sondern beschreibt, unter welchen Umständen ein Preis für angemessen und gerecht gelten darf. Chremata wird fälschlicherweise oft mit Geld übersetzt, damit aber wurden alle brauchbaren Dinge bezeichnet.
aus Eske Bockelmann, Das Geld. Matthes & Seitz 2020
In den Politika widmet sich Aristoteles ausführlich dem Thema Besitz und Erwerb. Der wahre Reichtum wird als plutos bezeichnet.
Dort steht, dass der Erwerb von Münzen, um wieder Münzen zu erwerben, keine Schranke habe, ganz im Gegensatz zum wahren und natürlichen Reichtum, und sei daher widernatürlich. Denn dies widerspreche der Vorstellung, dass die getauschten Dinge einander angemessen sein sollen. All dies widerspricht unserer Vorstellung von Geld und Wert, von kaufen und verkaufen. Das Konzept von Aristoteles und unser Geldkonzept sind so unterschiedlich, dass die Schlussfolgerung nahe liegt: die Antike kannte kein Geld.
Das musst Du wissen:
- Die Einführung von genormten Münzen war ein wichtiger Schritt. Münzen haben wir heute noch, doch die beiden Tauschmittel (damals und heute) sind substantiell verschieden. Die Verhältnisse von heute auf frühere Zeiten zu übertragen ist ein Fehler.
- Aristoteles erklärt, dass der Tausch mit Münzen nichts mit Äquivalententausch zu tun hat, Münzen wurden als Tauschobjekt neben anderen benützt.