Was uns die Corona-Krise vor Augen führt
Corona und das Geld

Einführung
Was zeigt uns die Pandemie?
Die Pandemie ist eine aussergewöhnliche Gelegenheit, drei Eigenschaften oder Gesetzmässigkeiten von Geld offen darzulegen: Erstens, weshalb es dauerndes Wachstum braucht und es kein Entrinnen aus diesem Wettlauf gibt. Zweitens, dass die Staaten einen Zauberstab haben "es werde Geld", der aber genauen Bedingungen unterliegt. Und Drittens der Umstand, dass der Zauberstab der Geldwerdung nur dort eingesetzt werden kann, wo es Mehrwert verspricht. Umweltschutz gehört leider nicht in diese Kategorie.
- Warum Wachstum? Würde es auch ohne gehen?
- Das Machtwort der Staaten: es werde Geld
- Der souveräne Staat ist souverän nur in Abhängigkeit davon, dass Geld Gewinne abwirft.

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Wachstum

Corona und seine Folgen ziehen derzeit so sehr alles Interesse auf sich, dass kaum noch Aufmerksamkeit für sonst etwas bleibt. Dabei schaffen die außergewöhnlichen Maßnahmen, mit denen dem Virus begegnet wird, nicht nur eine ebenso außergewöhnliche Situation, sondern auch eine Situation, in der sich manches Gewöhnliche in sehr viel klarerem Licht zeigt als sonst. Und zu diesem Gewöhnlichen gehören Sachverhalte, die höchste Aufmerksamkeit verdienen.
Was zum Beispiel unsere Wirtschaft ausmacht und wie sie grundsätzlich funktioniert, daran ändert sich zwar nichts durch Corona. Aber die Maßnahmen, die gegen die Pandemie ergriffen werden, sie zeitigen in dieser Wirtschaft Wirkungen, die einiges an ihr besonders deutlich hervortreten lassen.
Das betrifft zum Beispiel das wirtschaftliche Wachstum. Von diesem Wachstum weiß einerseits jeder, dass es nur schädlich und bedrohlich sein kann; andererseits besteht allgemein die feste Meinung, dieses Wachstum müsste „eigentlich“ nicht sein, vielmehr könnte unsere Wirtschaft – wenn wir nur wollten – ebenso gut auch ohne Wachstum laufen. Die Meisten sind überzeugt, die Wirtschaft, die heute weltweit durchgesetzt ist, eine Wirtschaft, die auf Geld beruht und die vom Geld abhängt, müsste gar kein in Geld gerechnetes Wachstum zustande bringen, um gut zu laufen. Nein, es stünde in unserer freien Wahl, diese Art von Wirtschaft mit oder ohne Geld-Wachstum zu betreiben. Der Zwang, aus Geld mehr Geld zu machen, wäre bloß ausgedacht, ein schädlicher Wahn.
Die Corona-Krise zeigt das Gegenteil. Wir erleben, dass die Staaten unausweichlich auf sie reagieren müssen, indem sie Unsummen an neuem Geld in die Wirtschaft schießen. Um diese Wirtschaft am Laufen zu halten, braucht es also offenbar ständig zusätzliche Summen, auch bei einem gewöhnlichen Gang der Dinge. Nur bringt normalerweise die „Wirtschaft“ selbst diese Summen auf, nämlich als Geldgewinne, die in ihr anfallen müssen. Diese Gewinnsummen aber sind notwendig Wachstum der Wirtschaft, sie erweitern die bereits bestehende Geldmenge zu einer jeweils immer größeren, zu einer Geldmenge, die wächst. Und dass sie dies tun müssen, erweist sich derzeit in der Corona-Krise. Durch die verhängten Maßnahmen bleiben Gewinne aus, auf die aber wirtschaftlich keinesfalls zu verzichten ist. Die krisenhaft ausbleibenden Gewinne, die sonst in der Wirtschaft angefallen wären, müssen explizit durch entsprechend zusätzliches Geld ersetzt werden, das nun die Staaten bereitzustellen haben.
Das heißt: In den Unsummen an neuem Geld beziffert sich heute so offen sichtbar wie nur möglich das Geld-Wachstum, auf das die bestehende Wirtschaft, eine Wirtschaft mit Geld, notwendig angewiesen ist.
Und das, wie wir alle wissen, verderblicherweise.

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Das Machtwort

Die Corona-Maßnahmen verhindern oder schmälern Gewinne, auf welche die Wirtschaft ganz grundsätzlich angewiesen ist. Es sind Gewinne, die diese Wirtschaft am Laufen halten und die bei einem üblichen Gang der Dinge hauptsächlich in der „Wirtschaft“ selbst anfallen würden. Wo sie aber ausbleiben, müssen die Staaten einspringen und sie durch neues Geld ersetzen: damit diese über Geld laufende Wirtschaft weiter über Geld laufen kann.
Wie die Summen neuen Geldes geschöpft werden, unterscheidet sich dabei in nichts von den Verfahren, wie Geld auch sonst geschöpft wird. Wie das geschieht, zeigt sich in der besonderen Situation durch Corona nur besonders klar: Es genügt der machtvolle Entschluss eines Staates, Summen in völlig beliebiger Höhe für geschaffen zu erklären.
Wir haben es vor Augen: Wenn Staaten Geld schaffen, schöpfen sie nicht aus dem Vollen, sie schöpfen aus dem Leeren, sie schöpfen Geld aus dem Nichts. Sie rufen kein Guthaben ab, wenn sie neues Geld ausgeben, sie greifen dafür auf kein Guthaben zurück und genauso wenig greifen sie auf irgendwelche Güter zurück, die als Pfand für die ausgegebenen Summen herhalten müssten, nicht auf Tonnen von Gold, nicht auf Grundstücke in Staatsbesitz, auf gar nichts. Sie schöpfen Geld immer und ausnahmslos als leeren Kredit, den sie vergeben, als einen Kredit ohne Sicherheiten der Art, die irgendwo liegen müssten, damit der Staat ihrem Wert entsprechend Geld ausgeben könnte.
Nein, die einzige Sicherheit, mit welcher neues Geld geschöpft wird, ist stets die Spekulation oder die Hoffnung – also eine Un-Sicherheit − darauf, dass dieses Geld künftig Gewinne ermöglicht.
Auch das sehen wir heute unmissverständlich vor uns: Die Unsummen an neuem Geld müssen jetzt für Gewinne einstehen, damit die „Wirtschaft“ künftig wieder in die Lage versetzt wird, Gewinne zu machen. Das Geld, das ständig neu geschöpft wird, nicht erst in der Krise, die Staaten vergeben es ausdrücklich in dem Interesse, damit Wachstum zu ermöglichen, Geld-Wachstum anzustoßen – momentan in der Hoffnung auf eine Zeit nach der Krise, aber genauso auch grundsätzlich: für den erhofften Fortgang der Geschäfte.
Geld wird geschöpft und besteht allein in der Spekulation auf Geld-Gewinne, die durch dieses Geld ermöglicht werden sollen. Die Macht, diese Spekulation in Gang zu setzen, um sie in Gang zu halten, liegt bei den Staaten.
Es ist ihr Machtwort, das besagt: Es werde Geld – und es wird Geld. Es liegt in ihrer Macht, alles dafür zu tun, dass sich die Hoffnung auf Wachstum, nämlich auf wachsendes Geld erfülle. Nicht in ihrer Macht liegt jedoch, ob diese Hoffnung sich wirklich wie gewünscht erfüllt.

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Der abhängige Souverän

Die Maßnahmen, die Staaten der Pandemie wegen verhängen, stoßen vielfach auf empörten Widerstand. Gerade Menschen, die in demokratischen Staaten leben, glauben die Welt nicht mehr zu verstehen und melden einen Widerstand an, der gerne grundsätzlich wird: Dürfen die Staaten das überhaupt? Ja, wir sehen, das dürfen sie. Der „Staat“, der − unter diesem Namen − überhaupt erst mit Beginn der europäischen Neuzeit entsteht, ist der souveräne Staat.
Der Staat kann alles vorgeben.
Er kann den Menschen, die sein Staatsvolk ausmachen, alles vorgeben, was sich nur vorgeben lässt. Und heute, in Zeiten von Corona, sehen wir die Staaten sogar Dinge vorgeben, die sie sonst um alles in der Welt zu vermeiden suchen, weil das Gegenteil in ihrem Interesse liegt: Sie verhängen derzeit Maßnahmen, durch die der Gang ihrer Wirtschaft eingeschränkt wird. Sie bringen die Wirtschaft in einer Weise zum Stocken, dass ihr Geld-Gewinne fehlen, die sie benötigt und die deshalb auch die Staaten benötigen. Und da Gewinne fehlen, da also Geld fehlt, säumen die Staaten nicht, dieses Geld von sich aus neu in die Welt zu setzen. Auch das kann ein Staat, das kann der Souverän.
Aber Eines muss dabei nun doch verwundern. Summen von weit geringerem Umfang, als sie heute neu vergeben werden, sind sonst ein letztgültiges Argument, um bestimmte Maßnahmen zu unterlassen.
Wenn das Geld dafür fehlt, wirkungsvolle Maßnahmen für den Umweltschutz zu finanzieren, so lassen es die Staaten an diesem Geld fehlen und schöpfen sie kein neues Geld dafür. Wenn es die Gewinne der Wirtschaft zu sehr belasten würde, die nötigen Vorgaben für den Klimaschutz zu machen, dann verzichten die Staaten auf diese Vorgaben und denken nicht daran, der Wirtschaft Gewinne zu ersetzen, die zugunsten des Klimas geschmälert werden müssten. Weshalb aber geht dort nicht, was jetzt bei Corona geht? Ist Corona die größere Gefahr? Nein, allein schon die Aufheizung des Klimas gefährdet das gesamte Leben auf diesem Planeten, gefährdet also weit mehr als Corona auch das Leben von Menschen. Trotzdem machen die Staaten wegen Corona, was sie zur Rettung des Planenten nicht machen. Und das hat seinen Grund, seinen folglich sehr unguten Grund.
Zur Bekämpfung von Corona unterbinden die Staaten wirtschaftliche Gewinne, weil es möglichst schnell wieder zu Gewinnen in der Wirtschaft kommen soll: Deren Gewinne werden jetzt eingeschränkt und ersetzt, um sie künftig um so mehr zu befeuern. Das aber ließe sich bei all dem, was sonst zur Rettung der Welt – „Umwelt“ genannt – nötig wäre, nicht versprechen, ja, es würde sich damit dauerhaft nicht vertragen. Deshalb unternehmen die Staaten beim Umweltschutz nichts dergleichen.
Der souveräne Staat ist souverän nur in Abhängigkeit davon, dass Geld Gewinne abwirft.
Dem müsste der Widerstand gelten.

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Konklusion

Was hat die Corona-Krise offenbart? Dass es ohne Wachstum offenbar nicht geht. Das bezeugen die Unsummen an neuen Krediten für die Wirtschaft. Die sind so gross wie die Gewinne, welche die Wirtschaft hätte erzielen sollen, aber nicht konnte.
Da steht China an einem besseren Ort. Dort läuft die Wirtschaft auf Volltouren. Wie das langfristig rauskommt ist leicht zu erraten.
Aber die Nationalstaaten haben das Machtwort: es werde Geld. Und es wird Geld. Nur liegt es nicht in ihrer Macht, ob sich diese Hoffnung wirklich auch erfüllt.
Die Geschichte ist voll von diesen unerfüllten Hoffnungen.
Aber zurück zur Corona: weshalb haben die Regierungen für den Umweltschutz zu wenig Geld, wenn viel grössere Summen bei der Corona-Krise in kürzester Zeit locker gemacht werden? Massnahmen gegen die Erderwärmung wären doch noch wichtiger, um die Menschen zu schützen. Antwort: der souveräne Staat ist nur souverän in Abhängigkeit davon, dass Geld Gewinne abwirft. Der Umweltschutz aber kostet Geld.