Münzen erzählen vom Krieg

„Will vom Krieg leben, wird ihm wohl müssen auch was geben“
Kriegt fordert einen hohen Zoll. In seinem Namen mussten Menschen Leben, Kinder, Glauben und Heimat opfern – und häufig auch ihr Vermögen. Denn Kriege sind teuer und wollen finanziert werden. Und bekanntlich macht Not ja erfinderisch: Man zwackte Götterstatuen im Tempel Gold ab, holte das alte Tafelsilber aus dem Keller und machte Münzen draus, ja sogar Bierhumpen konnten noch zu Geld gemacht werden!
In vier kurzen Geschichten erzählen wir Ihnen, was Kriege schon alles mit Münzen angestellt haben – oder andersherum: was uns Münzen über den Krieg verraten.
Wie aus Silbermünzen auf einmal Gold wurde
Im klassischen Griechenland wurden die Münzen üblicherweise aus Silber oder Bronze hergestellt. Aber wie es so schön heißt, Ausnahmen bestätigen die Regel. Eine dieser Ausnahmen sind Münzen aus dem Jahre 406 v. Chr. aus der Stadt Akragas (Agrigento heute). Akragas befand sich auf Sizilien und gehörte damals zum griechischen Reich. Die Münzen, um die es hier geht, waren nicht wie normalerweise aus Silber, sondern plötzlich aus Gold geprägt. Was war passiert?
Als die benachbarten Karthager versuchten, die Stadt einzunehmen, verschanzte man sich hinter dicken Mauern. Der Stadtrat von Akragas heuerte außerdem ein Söldnerheer ein, um die Stadt zu verteidigen. Den Söldnern war es egal, für wen sie in den Kampf zogen, solange die Bezahlung stimmte.
Und das ist unser Stichwort. Wie sollte man in einer belagerten, also von der Außenwelt abgeschnittenen Stadt, an Silber kommen, um die Münzen für den Heeressoll zu prägen? Die Antwort ist: gar nicht. Also ließ der Stadtrat Gold aus den Tempeln der Stadt entfernen, einschmelzen und daraus neue Münzen prägen.
Das war eine durchaus übliche Praxis in der klassischen Welt: In guten Zeiten spendeten die Menschen wertvolle Metalle und Güter, um prachtvolle Tempel zu bauen, in schlechten holte man sie sich zurück. Ähnlich verhält es sich mit den Göttern, die in diesen Tempeln angebetet wurden. In guten Zeiten warb man mit wertvollen Opfergaben um ihre Gunst, in schlechten forderte man dafür den göttlichen Schutz ein.
Wenn wir Sie neugierig gemacht haben, hören Sie sich doch in unserem Podcast die ganze Geschichte an.

Sizilien, Bild: Wikipedia
Sizilien, Bild: Wikipedia

Tempel von Akragas, Bild: TrekEarth
Tempel von Akragas, Bild: TrekEarth

Wie man Soldaten mit Tafelsilber bezahlt
„Aber wie soll Krieg sein, wenn es keine Soldaten gibt?“
Auch in der zweiten Geschichte wurde eine Stadt belagert und auch hier wurde die Stadt von Soldaten verteidigt, die bezahlt werden wollten. Diesmal bediente sich der Kommandant des Heeres aber nicht an Tempelgold, sondern opferte sein eigenes Tafelsilber. Er ließ es in gleichgroße Stücke zerteilen und dann vom Silberschmied mit Stempeln versehen.
Diese Stempel zeigten die Jahreszahl, 1621, und den Wert des Geldstücks. Eine VIII hieß zum Beispiel, dass das Stückchen Teller was man in der Hand hielt, acht Taler wert war. So wurden aus Tellern, Gabeln, Schüsseln und allerlei anderem Geschirr Notgeld. Selbst an einem Bierhumpen fand man noch etwas, das sich in Bares umwandeln ließ: den Daumenrast!
Tafelsilber war übrigens damals eine relativ verbreitete Vermögensquelle, wie ein Sparbuch, aus dem man in Zeiten der Not bare Münzen machen konnte. Wenn wir Sie neugierig gemacht haben, hören Sie sich doch in unserem Podcast die ganze Geschichte an.
Wie der Krieg eine Handelsmetropole zu Grunde richtete
„Dass die großen Geschäfte in den Kriegen nicht von den kleinen Leuten gemacht werden.“
Wir bleiben in der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs und machen einen Schwenk nach Augsburg. Die Reichsstadt war eine florierende Handelsmetropole in Süddeutschland. Zu Beginn des Jahrhunderts hatte man sich noch ein neues Rathaus geleistet, ganz nach dem Motto ‚Klotzen, nicht kleckern“. Und dann kam der Krieg.
Obwohl Augsburgs Befestigungsanlagen allen Belagerungsversuchen standhielten, zahlten die Stadt und ihre Bewohner einen hohen Preis. Erst verlangte ihnen der deutsche Kaiser Kontributionen ab, also Abgaben zur Kriegsfinanzierung, und zwang die überwiegend protestantischen Augsburger wieder katholisch zu werden. Als der schwedische König vor den Toren stand, freute man sich, dass man wieder einen protestantischen Herrscher hatte. Doch die Freude währte nicht lange. Gustav Adolf verlangte jetzt seinerseits Kontributionen und zwar etwa fünfmal den üblichen Steuersatz.
Das war zu viel für die ohnehin kriegsgebeutelte Wirtschaft der Stadt. Begleiterscheinungen des Kriegs wie Lebensmittelteuerung, Inflation und die Pest taten ein Übriges, sodass nach 1648 nicht mehr viel vom einstigen Reichtum der Stadt blieb. Superreiche gab es nicht mehr, die Reichen waren in die Mittelschicht abgerutscht und die Mittelschicht in prekäre Verhältnisse.
Wenn wir Sie neugierig gemacht haben, hören Sie sich doch in unserem Podcast die ganze Geschichte an.

Stadt Augsburg heute.
Stadt Augsburg heute.

530 Jahre lang – von 1276 bis 1806 – besass Augsburg den Status einer Freien Reichsstadt. Damit war man direkt dem Kaiser unterstellt, was auf diesem Taler durch ein wunderbares Porträt von Kaiser Ferdinand III. zum Ausdruck gebracht wurde.
530 Jahre lang – von 1276 bis 1806 – besass Augsburg den Status einer Freien Reichsstadt. Damit war man direkt dem Kaiser unterstellt, was auf diesem Taler durch ein wunderbares Porträt von Kaiser Ferdinand III. zum Ausdruck gebracht wurde.

Königreich Schweden, Gustav II. Adolf, Dukat 1632. Da die Prägungen der schwedischen Krone auf deutschem Boden der Besoldung des Heeres dienten, waren sie – im Unterschied zu den damaligen deutschen Münzen – von gutem Gold- und Silberwert.
Königreich Schweden, Gustav II. Adolf, Dukat 1632. Da die Prägungen der schwedischen Krone auf deutschem Boden der Besoldung des Heeres dienten, waren sie – im Unterschied zu den damaligen deutschen Münzen – von gutem Gold- und Silberwert.


Die Eichen sind nach der Rotbuche die zweithäufigste Laubbaumgattung in Deutschland. Seit dem 18. Jahrhundert gilt die Eiche als der deutsche Nationalbaum. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg (1870 – 1871) wurden überall in Deutschland Friedenseichen gepflanzt in der Hoffnung, dass der Frieden zwischen den Ländern so lange gewahrt bleiben möge, wie ein Eichenbaum lebt.
Die Eichen sind nach der Rotbuche die zweithäufigste Laubbaumgattung in Deutschland. Seit dem 18. Jahrhundert gilt die Eiche als der deutsche Nationalbaum. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg (1870 – 1871) wurden überall in Deutschland Friedenseichen gepflanzt in der Hoffnung, dass der Frieden zwischen den Ländern so lange gewahrt bleiben möge, wie ein Eichenbaum lebt.
Wie sich eine Nation nach dem Krieg auf ihren Münzen neu erfand
Unsere letzte Geschichte handelt von einer ganz bestimmten Münze und ihrer Bedeutung. Es geht um eine deutsche 50-Pfennig Münze von 1950, die auf der Rückseite eine schwangere Frau zeigt, einen Eichenschößling pflanzend.
Was kann uns diese Münze über den Krieg erzählen? Die Kleider der Frau erinnern an die Trümmerfrauen und sind damit ein Symbol für den mühsamen Wiederaufbau eines Landes, das 1945 in Schutt und Asche lag. Ihre Schwangerschaft und der Sprössling stehen für den Neuanfang, den Deutschland nach dem Ende der Nazidiktatur machen musste.
Auch dass der Künstler gerade eine Eiche wählte, ist kein Zufall. Die Eiche als urdeutscher Baum hatte eine lange Tradition und war zuletzt für nationalsozialistische Propaganda missbraucht worden. Diese negative Konnotation wollte man überschreiben, indem man Deutschland auf dieser Münze einen neuen Spross gab und damit die Chance, sich neu zu erfinden. Wenn wir Sie neugierig gemacht haben, hören Sie sich doch in unserem Podcast die ganze Geschichte an.