Schritt 3:
der grosse Umbruch-
was ändert sich?

Zielsetzung:

  1. Verstehen, wie sich die Stadt Zürich (als Beispiel für viele andere Orte) über Jahrhunderte zu einer Geldstadt entwickelte. Als Grundlage für eine globale Entwicklung.
  2. Kenntnis, wie sich der Wechsel zu einem Kreditinstrument entwickelte und dessen Bedeutung verstehen.
  3. Reaktion der Bevölkerung auf das "neue Geld" verstehen, anhand des Volksbuches Fortunatus.
  4. Verstehen des 30jährigen Krieges nicht nur als historisches Ereignis, sondern als Epochenwende.

Wie Zürich zur Geldstadt wurde

Entwicklung über Jahrhunderte:

  • 13. Jahrhundert: reichsfrei, Bau einer grossen Stadtmauer, die viel Platz für Klöster bietet.
  • 14. Jahrhundert: Gewerbe, Handwerker übernehmen die Macht; 1336 Zunftverfassung.
  • 15. Jahrhundert: Expansion ausserhalb der Stadt, um Versorgung der Stadt mit Rohstoffen und Absatzgebiete zu sichern.
  • 16. Jahrhundert: Zürich verstaatlicht die Klöster; gewaltiger wirtschaftlicher und politischer Machtzuwachs. Das Geldwesen hat sich in Zürich etabliert.

Ein Haupttreiber des Wachstums ist der Kredit.

Herbachs Einleitung zur Wechselhandlung in Europa, 1716. Frontispiz des Werkes spielt auf die Dominanz des Wechsels als Kreditinstrument an.

Das Werk ist Zeuge, dass der Wechsel als Kreditinstrument eine gewaltigen Verbreitung erlebte im 17. Jahrhundert.

download Herbachs Buch von 1716

Der Wechsel in Europa ist die "Königin des Handels". In ihrem Reich darf von Gottes Gnaden mit Kredit gewirtschaftet werden. Dies wäre noch im Mittelalter undenkbar gewesen.

Leier und Tanz - Symbol des Müssiggangs - sind zu Boden geworfen worden. Dabei war dies Statussymbol der Adligen im Mittelalter. Das neue Geld funktioniert aber nur solange, wie der Handel sich ausbreitet. Dies wird Goethe in seinem Faust als zentrales Thema aufnehmen.

Merkur, Gott des Handels: jetzt steht der Handel im Mittelpunkt. Übervolle Münzbehälter - allerdings nur solange der Handel läuft.

Das Volk rätselt in Sachen "neu-reich": die Geschichte des Fortunatus

  1. Was zeigt die Geschichte des Fortunatus?
  2. Was lernt Fortunatus im Umgang mit seinem neuen Reichtum?
  3. Noch nennt es Fortunatus nicht Identität, sondern Lüge. Fortunatus nimmt verschiedene Identitäten an, die sozial aktzeptiert sind.
  4. Kann Fortunatus seine errungene Weisheit an die nächste Generation weitergeben?
  5. Ein kurzes Video zeigt, wie stark die sozialen Beziehungen heute von der Geldlogik beherrscht werden. Erstaunlicherweise nennen wir unser Profil auf Facebook und Instagram unsere Identität.

30jähriger Krieg - das Flugblatt 1648 zeigt, um was es jetzt geht: Geld.

  • Zu Beginn des 17. Jahrhunderts ergibt sich zum ersten Mal, was vorher undenkbar war: dass die europäischen Mächte fast gesamt gegeneinander zu Felde ziehen. Es ist ein Konflikt solch flächenhafter Ausbreitung, dass er »geradezu als der erste Weltkrieg Europas« bezeichnet werden muss.
  • Nach einem Krieg, der seit 1620 tobt, wird jetzt der Friede gefeiert, weil dank ihm die Geschäfte wieder laufen werden. Das Wohlergehen, das er verspricht, besteht darin, dass alle wieder zu Geld kommen.
  • Im Mittelpunkt jeder Hoffnung auf Wohlergehen steht nicht mehr die alte Ordnung der Stände, von welcher die Versorgung aller abhing, sondern das Geld, von dem man nunmehr lebt.